Habemus Impftermin! – eine Anleitung
Meine aktuelle Heimat Baden-Württemberg hat am vergangenen Freitag die – aus meiner Sicht sehr vernünftige – Entscheidung verkündet, wegen des AstraZeneca-Impfstaus Impfungen für <=65-Jährige niedriger Prioritätsgruppen freizugeben. In dieser Gruppe bin ich.
Ich hatte mich schon vorher damit beschäftigt, wie ich mich im Fall der Fälle um einen Impftermin bemühen würde, kannte also zum Beispiel den Impfterminmonitor. Zu meiner großen Freude hat es mit den gewählten Mitteln sehr schnell funktioniert und ich habe bereits am kommenden Mittwoch, also nur fünf Tage nach der Freigabe, einen Impftermin. Hier dokumentiere ich den Prozess, den ich erst lernen musste und den ich als nicht vollständig intuitiv empfinde:
Schritt 1
Schritt 1 ist, auf impfterminmonitor.de nach Impfzentren in der Nähe zu suchen, die AstraZeneca-Termine1)Das gilt für unter-65-Jährige. Ü65 muss stattdessen nach Impfzentren mit verfügbaren Terminen für BioNTech und Moderna suchen verfügbar haben.
Das ist insofern relevant, dass scheinbar* für bis-65-Jährige aktuell nur der Impfstoff von AstraZeneca verimpft wird. BioNTech und Moderna werden wegen der Studienlage um AstraZeneca aktuell wohl für Impfgruppe 1 vorgehalten.* Das folgt der Empfehlung der StIKo und ist aus meiner Sicht nachvollziehbar.
Schritt 2
Klickt man auf dieses Impfzentrum und anschließend auf „Buchen“, führt einen dies zu 116117.app bzw. impfterminservice.de mit der Frage:
Dort holt man sich zuerst seinen persönlichen Vermittlungscode, der pro Tag(!)* und pro Impfzentrum(!)* neu erworben werden muss. Dies tut man, indem man die Frage, ob der Impfanspruch schon geprüft wurde initial mit „Nein“ beantwortet. Wie gesagt: Pro Tag und Impfzentrum einmal bzw. so lange, bis man erfolgreich einen Vermittlungscode für diesen Tag (den Tag des Buchens, nicht den Tag der Impfung) und dieses Impfzentrum erhalten hat. Nach dem Klick auf „Nein“ füllt man aus, warum man glaubt, einen Impfanspruch zu haben, sowie sein Alter. Mit Glück ist zu diesem Zeitraum immer noch AstraZeneca verfügbar und man darf Email + Handynummer2)Über die Handynummer erhält man einen Zahlencode, nach dessen Eingabe erst die Email verschickt wird. Vermutlich* will man darüber sicherstellen, dass man eine schnelle, direkte Kontaktmöglichkeit zu den Impfwilligen hat. angeben, um eine Email mit dem Vermittlungscode und Link zum Buchen im Impfzentrum zu erhalten. Wenn die Meldung erscheint, dass leider kein Impfstoff oder keine Termine (mehr) verfügbar sind, gehe zurück zu Schritt 1.
Schritt 3
Der Link in der Email hat das Format:
https://123-iz.impfterminservice.de/terminservice/suche/XXXX-XXXX-XXXX/12345/
XXXX-XXXX-XXXX ist hier der Vermittlungscode (gültig nur an diesem Tag und nur für dieses Impfzentrum), 12345 die Postleitzahl des Impfzentrums. Der Link kann nun über den Tag (aber nicht mehr am Folgetag) mehrfach aufgerufen werden, um Impftermine zur Auswahl zu bekommen. Die Impftermine in dieser Auswahl sind für Dich bzw. diesen Vermittlungscode 10 Minuten reserviert.*
Bei mir war die Liste der verfügbaren und für mich reservierten Impftermine die ersten gefühlten 50-100 Male: leer!
Schritt 4
Jetzt gilt es also, den Link aus der Email regelmäßig (frühestens alle 10 Minuten) neu aufzurufen und zu hoffen, dass irgendwann Impftermine zur Auswahl stehen. Ich habe mir dazu via Schritt 1+2 Links für fünf Impfzentren3)Die 116117-Hotline prüft für Anrufer auch auf Verfügbarkeit in fünf Impfzentren in der Umgebung, dies scheint also eine vernünftige Zahl zu sein. Da in den Links nicht direkt das Impfzentrum zu erkennen ist (es sei denn, man kennt die Postleitzahlen der Impfzentren auswendig), empfiehlt es sich, eine Liste zu führen, in denen man sich zu den Impfzentren die dazugehörigen Links merkt. in meiner Umgebung generiert.
Das Aufrufen der Links kann man entweder manuell machen oder automatisieren. Ich habe mich für letzteres entschieden deswegen – Achtung – wird es jetzt im Folgenden technisch. Der folgende Schritt ist allerdings optional und kann getrost ignoriert werden.
Automatisieren
Zum Automatisieren der Impfterminabfrage habe ich den folgenden Open-Source-Code genutzt:
https://github.com/joshuajung/116117bot
Dieser Code stellt einen Bot zur Verfügung, den man mit den Links aus den Emails füttert. Der Bot übernimmt die Aufgabe, regelmäßig diese Links aufzurufen und Bescheid zu sagen, sobald ein Termin verfügbar ist. Mit dieser Methode hat es bei mir anderthalb Tage gedauert, um an einen Termin zu kommen.
Ich habe mich dazu bei Pushover registriert (die ersten 30 Tage kostenlos) und dann den Bot mit meinen Pushover-Daten und den fünf Links aus den Emails gefüttert. Ist eine Push-Notification über einen verfügbaren Impftermin angekommen, hat man 10 Minuten Zeit, den entsprechenden Link aus der Email (mit dem passenden Vermittlungscode und der passenden Postleitzahl des Impfzentrums) aufzurufen und den Termin zu bestätigen.
Bei dem obengenannten Bot hat die docker-Variante für mich übrigens nicht funktioniert, sondern ich habe ihn einfach via
$ PUSHOVER_USER="..." PUSHOVER_TOKEN="..." URLS="https://...,https://..." npm start
auf der Kommandozeile (unter Ubuntu) gestartet und laufen gelassen.
Viola!
* hiermit kennzeichne ich meine persönlichen Interpretationen und Schlüsse
↑1 | Das gilt für unter-65-Jährige. Ü65 muss stattdessen nach Impfzentren mit verfügbaren Terminen für BioNTech und Moderna suchen |
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↑2 | Über die Handynummer erhält man einen Zahlencode, nach dessen Eingabe erst die Email verschickt wird. Vermutlich* will man darüber sicherstellen, dass man eine schnelle, direkte Kontaktmöglichkeit zu den Impfwilligen hat. |
↑3 | Die 116117-Hotline prüft für Anrufer auch auf Verfügbarkeit in fünf Impfzentren in der Umgebung, dies scheint also eine vernünftige Zahl zu sein. Da in den Links nicht direkt das Impfzentrum zu erkennen ist (es sei denn, man kennt die Postleitzahlen der Impfzentren auswendig), empfiehlt es sich, eine Liste zu führen, in denen man sich zu den Impfzentren die dazugehörigen Links merkt. |