Robert-Koch-Institut simuliert 2013 den hypothetischen Virus „Modi-SARS“
Das Robert-Koch-Institut, die deutsche Instanz für Gesundheit und Infektionskrankheiten, hat 2013 dem deutschen Bundestag ein Szenario zu einem Ausbruch eines hypothetischen Virus simuliert, das sie Modi-SARS nennen. Der Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012 ist absolut beeindruckend in seiner Präzision und Übereinstimmung mit dem aktuellen Verlauf des neuartigen Coronavirus‘ SARS-CoV-2.
So heißt es auf Seite 55 der Riskoanalyse: „Das hypothetische Modi-SARS-Virus ist mit dem natürlichen SARS-CoV in fast allen Eigenschaften identisch. Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Übertragung des Virus auf einen Menschen bis zu den ersten Symptomen der Erkrankung, beträgt meist drei bis fünf Tage, kann sich aber in einem Zeitraum von zwei bis 14 Tagen bewegen. Fast alle Infizierten erkranken auch. Die Symptome sind Fieber und trockener Husten, die Mehrzahl der Patienten hat Atemnot, in Röntgenaufnahmen sichtbare Veränderungen in der Lunge […] Die Letalität ist mit 10% der Erkrankten hoch, jedoch in verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. Kinder und Jugendliche haben in der Regel leichtere Krankheitsverläufe mit Letalität von rund 1%, während die Letalität bei über 65-Jährigen bei 50% liegt. Die Dauer der Erkrankung unterscheidet sich ebenfalls in Abhängigkeit vom Alter der Patienten; jüngere Patienten haben die Infektion oft schon nach einer Woche überwunden, während schwerer erkrankte, ältere Patienten rund drei Wochen im Krankenhaus versorgt werden müssen“
Die Beschreibung des hypothetischen Modi-SARS liest sich zumindest für mich als Laien sehr präzise, hier der hypothetische Steckbrief von Seite 86 der Risikoanalyse:
Was das RKI in dem Szenario für den weiteren Verlauf voraussagt, macht nicht unbedingt viel Hoffnung (Kapitel 2.3, aber – wie gesagt – alles hypothetisch): „Zum Höhepunkt der ersten Erkrankungswelle nach ca. 300 Tagen sind ca. 6 Millionen Menschen in Deutschland an Modi-SARS erkrankt. Das Gesundheitssystem wird vor immense Herausforderungen gestellt, die nicht bewältigt werden können. Unter der Annahme, dass der Aufrechterhaltung der Funktion lebenswichtiger Infrastrukturen höchste Priorität eingeräumt wird und Schlüsselpositionen weiterhin besetzt bleiben, können in den anderen Infrastruktursektoren großflächige Versorgungsausfälle vermieden werden. Nachdem die erste Welle abklingt, folgen zwei weitere, schwächere Wellen, bis drei Jahre nach dem Auftreten der ersten Erkrankungen ein Impfstoff verfügbar ist.“
Ich finde, man kann in diesen Tagen echt dankbar sein, dass sich Deutschland ein solch kompetentes Institut leistet und dieses Institut im Krisenfall – so zum Beispiel aktuell in der Coronavirus-Pandemie – tatsächlich auch in der Politik und Medien Gehör findet.