Bügelbrettgate − Eine Nachlese
Der Bundespräsident bügelt
Auf meinen letzten Blogeintrag gab es viele interessante Reaktionen, die ich hier zusammentragen will.
Überrascht war ich von den positiven Reaktionen auf meinen letzten Blogeintrag. Das meint sowohl Kommentare in meinem Blog als auch die Art, wie zahlreiche andere Blogs diese Geschichte aufgenommen und um Informationen und Gedanken erweitert haben.
Zuallererst große Freude darüber, dass die Kritik an den „hereingefallenen“ Medien der Kritik an Wikipedia deutlich überwog. Meine anfängliche Befürchtung, die Verbreitung des Bügelbretts würde allein dem System der Wikipedia zugeschoben, hat sich als größtenteils unberechtigt herausgestellt.
Dabei darf die Tatsache, dass sich diese unbelegte Bearbeitung in dem Artikel gehalten hat, natürlich durchaus kritisch diskutiert werden. Aufgefallen war sie nämlich. [1] Das Problem ist allerdings bekannt und die Entwicklung in der Wikipedia geht in diesem Belang deutlich in die richtige Richtung.
Gefreut habe ich mich auch über die zahlreichen Hinweise zu weiteren Sichtungen des Bügelbretts. Wie schon im vorherigen Beitrag nachgetragen, kam der Hinweis auf eine Rede des Bundespräsidenten (Dank an Mathias und wikipedistik); auf Erwähnungen in zahlreichen Printmedien (Welt, Welt am Sonntag, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Tagesspiegel, taz und Berliner Morgenpost und Presseagenturen AP, dpa und SID; Dank an Stefan Niggemeier) und auf die „Wer wird Millionär“-Sendung vom 22. November, in der das Bügelbrett von Günther Jauch behauptet wurde.
Die damit deutlich gewordene weite Verbreitung nährt meine Vermutung, dass dieses Bügelbrett nie mehr verschwinden wird. Ironischerweise ist es durchaus denkbar, dass das Bügelbrett in nächster Zeit wieder seinen Weg in seinen Ursprungsartikel findet; ausführlich belegt mit zahlreichen scheinbar verlässlichen Quellen aller Art.
Die Profis [2] haben sich bis auf wenige Ausnahmen bisher weitestgehend bedeckt gehalten. Heise hat reagiert und nachrecherchiert, dort war man sich aber offensichtlich nicht sicher genug, ob es sich hier wirklich um die schlussendlich richtige Version der Geschichte handelt.
Spiegel online hat sich artig bedankt, den Artikel korrigiert und mit einem Hinweis versehen. Vorbildlich. Als ich auf Hinweis eines Kommentars im Blog auch noch auf eine weitere Bügelbrett-Erwähnung im SpOn-Artikel hinwies, hat man jedoch vorsichtshalber hinzugefügt, dass man mir leider kein Honorar für die Recherchearbeit zahlen könne.
Die Frage, wie bzw. ob man sich denn sicher sein könnte, dass die hier dokumentierte Version der Geschichte die richtige ist, ist richtig und durchaus interessant. Die Möglichkeit, dass sowohl die Wikipedia-Bügelbrett-Bearbeitung als auch die zahlreichen weiteren Artikel auf ein und derselben Quelle beruhen (verwirrtes Spieler-Interview, o. Ä.), besteht ja theoretisch. Hier müssen ich und alle Menschen dieser Welt letztendlich einfach auf die Aussage des besagten Bekannten vertrauen, der der Vater dieses Bügelbrettes ist und die Sinn- und Quellfreiheit seiner Bearbeitung erneut versichert hat.
Es bleibt als Lehre,
- dass man niemanden vertrauen kann (selbst dem ersten Mann im Staate nicht),
- dass sich Telefon-Interviews meinem Kompetenzbereich vollständig entziehen
- und dass es eine tolle Idee gewesen wäre, diese Meldung über eine verbreitete Wikipedia-Falschmeldung selbst als Falschmeldung zu erfinden und lancieren, um die Reaktionen in der Blogosphäre zu beoachten. Naja, vielleicht nächstes Mal.
- 2
- Gemeint sind Journalisten.